ÖGZMK | e-Newsletter N° 1 | 2023




Österreichische Gesellschaft
für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde
Verein Österreichischer Zahnärzte (gegr. 1861)


ÖGP
Österreichische Gesellschaft für Parodontologie



Nachlese zur EuroPerio10, 15.-18. Juni 2022


Copyright Portrait © Universitätszahnklinik Wien

Editorial

Nach pandemiebedingter Verschiebung um ein Jahr fanden sich im 7000 an Parodontologie Interessierte, darunter mehr als 100 aus Österreich, zum weltgrößten Parokongress in Kopenhagen ein. Es wurden die lang erwarteten S3 Leitlinien zu Therapie der Parodontitis Stadium IV präsentiert (an der deutschen Übersetzung wird bereits gearbeitet) [1]. Auch über die Kostenaspekte wurde in Hinsicht auf die Belastungen der Gesundheitssysteme diskutiert.

Was ist Parodontitis Stadium IV?

Erkrankungsbedingt liegen multiple Zahnverluste oder andere Komplexitätsfaktoren vor. Es reicht daher die alleinige schrittweise systematische Parodontitistherapie nicht aus, um die Dentition zu rehabilitieren. Es ist eine umfassende multidisziplinäre Behandlung notwendig, die kieferorthopädische Zahnbewegungen und/oder restaurative Zahnbehandlungen/Implantationen umfassen kann. Ob, unter welchen Voraussetzungen und wie solche Fälle konsensusgemäß zB. mittels KFO behandelt werden können, legt Kristina Bertl dar und erweitert dabei den Workflow der Abb.1. Ilse Reich stellt einen entsprechenden sog. „Falltyp 2“ eines Stadium IV vor, der über mittlerweile 10 Jahre dokumentiert wurde. Parodontitis kann aufgrund von Beeinträchtigungen von Funktion und Ästhetik zu Behinderungen führen, ist eine Quelle sozialer Ungleichheit und beeinträchtigt die Lebensqualität erheblich. Darüber hinaus hat schwere Parodontitis negative Auswirkungen auf die allgemeine Gesundheit [2] und ist mit erheblichen individuellen und gesellschaftlichen Kosten für die zahnärztliche Versorgung verbunden [3]. Insbesondere schwere Parodontitis der Stadien III und IV trägt aufgrund der Notwendigkeit, verlorene Zähne zu ersetzen, erheblich zu den Gesamtausgaben für die Behandlung von Zahnerkrankungen bei (Gesamtkosten 2015: 544,41 Mrd. US-Dollar! [4]).   
Sparpotential durch Prävention und Behandlung?
 
Weltweit gab es 2019 1,1 Milliarden Fälle von schwerer Parodontitis [5]! Durch Prävention und frühzeitige Therapie von Parodontalerkrankungen, insbesondere der Gingivitis, könnte nicht nur die (Allgemein)Gesundheit der Bevölkerung verbessert werden, es ließen sich auch Milliarden einsparen. Die renommierte Zeitschrift Economist nutzte die Gesundheitsdaten von 6 Europäische Ländern um das Einsparungspotential verschiedener Vorsorgestrategien zu modellieren: Ich habe mir die spannenden Zahlen für Sie genauer angesehen. Spoiler: das Potential ist enorm [6]!

Was ist leitliniengemäße Behandlung?

Parodontitis ist eine „stille Erkrankung“ und wird als „Parodontose“ häufig nach wie vor mittels intensivierter „Mundhygiene“ und Mundspülungen behandelt. „Da kann man nichts machen, das ist erblich. Sie müssen halt öfter zur Mundhygiene  kommen,…“.
 
Die „neue“ Klassifikation aus 2017 [7] gibt die Kriterien für die Einteilung in Stadium und Grad genau an. Entsprechend stellt die S3 Leitlinie zur evidenzbasierten Therapie der Stadien I-III [8] die schrittweise Anleitung (Abb. 1) dar, wann welche Verfahren angezeigt sind und welche nicht zu befürworten sind. Auf diese Weise durchgeführt ist der Therapieverlauf gut einschätzbar und die Langzeitergebnisse sind bei regelmäßiger UPT stabil. Hady Haririan beschreibt einen derartigen Fall im Stadium III: er könnte in fast jeder Praxis gemanagt und dokumentiert werden.
 
Ausblick: Es wäre wünschenswert, wenn auch in Österreich die Therapie dieser häufigen Erkrankung die nötige Aufmerksamkeit erführe und nicht ausschließlich in den Händen der (unverzichtbaren) PAss gelegt würde. Die wissenschaftlichen und ökonomischen Grundlagen dazu gibt es bereits. Um hier ein Incentive zu setzen, hat die ÖGP in Zusammenarbeit mit der Zahnärztekammer ein schildfähiges „Fortbildungsdiplom mit dem Zusatz Parodontologie“ [9] geschaffen.
 
Ich wünsche Ihnen anregende Lektüre dieses Newsletters 1_2023 und danke meinen KollegInnen für die vorbereitende Arbeit.
 
Ihre

Dr. Corinna Bruckmann, MSc
Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Parodontologie
bruckmann@oegp.at

p.s. übrigens: die EuroPerio11 wird 2025 wieder in Wien stattfinden. Bis dahin freuen wir uns, Sie bei den Veranstaltungen der ÖGP begrüßen zu dürfen (www.oegp.at)
Abb. 1. Ablauf der Parotherapie in 4 Schritten; umgezeichnet entsprechend S3 Leitlinien [9]


Referenzen: 
1.  Herrera, Sanz, Kebschull, Jepsen, Sculean, Berglundh, N. Papapanou, Chapple, Tonetti. Treatment of stage IV periodontitis –The EFP S3 level clinical practice guideline. J Clin Periodontol. 2022. doi:10.1111/jcpe.13639.
2. Aguilera, Suvan, Orlandi, Catalina, Nart, D'Aiuto. Association Between Periodontitis and Blood Pressure Highlighted in Systemically Healthy Individuals: Results From a Nested Case-Control Study. Hypertension. 2021 May 5;77(5):1765-1774. https://doi.org/10.1161/HYPERTENSIONAHA.120.16790
3. Tonetti, Jepsen, Jin, Otomo-Corgel, (2017). Impact of the global burden of periodontal diseases on health, nutrition and wellbeing of mankind: A call for global action. J Clin Periodontol. 2017;44(5): 456–462. https://doi.org/10.1111/jcpe.12732
4.. Righolt, Jevdjevic, Marcenes, Listl, S. Global-, regional-, and country-level economic impacts of dental diseases in 2015. J Dent Res 2018;97(5): 501–507. https://doi.org/10.1177/0022034517750572
5. Chen, Zhong, Dong, Wong, Wen. Global, regional, and national burden of severe periodontitis, 1990-2019: An analysis of the global burden of disease study 2019. J Clin Periodont. 2021;48(9): 1165–1188. https://doi.org/10.1111/jcpe.13506
6. The Economist Inteligence Unit, 2021. https://impact.economist.com/perspectives/sites/default/files/eiu-efp-oralb-gum-disease.pdf
7.  https://www.oegp.at/aerztinnen/die-neue-klassifikation/
8. Sanz, Herrera, Kebschull, Chapple, Jepsen, Berglundh, Sculean, Tonetti. Treatment of stage I-III periodontitis –The EFP S3 level clinical practice guideline. J Clin Periodontol. 2020;47(Suppl 22):4–60. doi:10.1111/jcpe.13290. – Deutsche Version
9. https://www.zahnaerztekammer.at/fileadmin/content/shared/infocenter/amtliche_mitteilungen/VO_OEZAEK/Nov._ZFP-Richtlinie_Novelle_DPU_HP_141221.pdf

ÖGP

"Es ist an der Zeit, Zahnfleischerkrankungen ernst zu nehmen"

Dr. Corinna Bruckmann, MSc

So lautete der Titel eines Berichtes der Economist Intelligence Unit im Auftrag der EFP von 2021 [1]. Er beleuchtete die Kosten und ökonomischen Argumente für die Prävention und Behandlung von Zahnfleischerkrankungen. Es zeigte sich dabei, dass der „Return on Invest“ (ROI) bei konsequenter Vorbeugung und Behandlung der Gingivitis - was gleichzeitig auch der Prävention von Parodontitis dient - am höchsten ist. Ein Ansatz, der in der Medizin leider traditionell als trivial angesehen und häufig ignoriert wird, während die Behandlung – in diesem Fall auf die Parodontitis - gerichtet ist, was natürlich zu spät ist.

Lesen Sie mehr von Dr. Corinna Bruckmann, MSc [hier]

Copyright Portrait © Universitätszahnklinik Wien





ÖGP

"Parodontitispatienten mit dem Wunsch nach Korrektur der Zahnfehlstellungen –
Was gilt es zu beachten?
"

Priv.Doz.Dr. Kristina Bertl, PhD, MBA, MSc

Parodontitispatienten leiden häufig daran, dass ihre Zähne aufgrund des Attachmentverlustes auswandern, rotieren, elongieren und/oder ein Diastema zwischen den zentralen Schneidezähnen entsteht oder größer wird.

Diese Zahnwanderungen stellen auch oft die Ursache für den Zahnarztbesuch dar und dementsprechend häufig fragen Parodontitispatienten vor oder spätestens nach der parodontalen Therapie nach der Möglichkeit die zumeist als  unästhetisch empfundenen Zahnfehlstellungen wieder zu korrigieren. Aber Kieferorthopädie bei Parodontitispatienten, geht das überhaupt?

Diese Frage ist eindeutig zu bejahen und wurde auch kürzlich in den aktuellen S3 Leitlinien zur Behandlung von Patienten mit Parodontitis im Stadium IV wissenschaftlich aufgearbeitet.

Lesen Sie mehr von Priv.Doz.Dr. Kristina Bertl, PhD, MBA, MSc [hier]

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ÖGP

"Parodontitis Stadium IV, Typ 2:
ein Fallbericht"

Dr. Ilse Reich, MSc

Die klinische Diagnose einer fortgeschrittenen Parodontitis (Stadium IV) folgt der Klassifikation von 2017 [1] und umfasst 5 Komponenten: Zuerst werden der Schweregrad der parodontalen Destruktion, die Beeinträchtigungen der Ästhetik, der Kau- und Sprachfunktion beurteilt.

In einem zweiten Schritt wird die Anzahl der Zähne, die aufgrund von Parodontitis verloren gegangen sind, ermittelt. Im dritten Schritt wird bestimmt, welche Zähne erhalten werden können. Danach erfolgt eine Bewertung aller oralen Faktoren, die den Erhalt von Zähnen und/oder das Setzen von dentalen Implantaten erschweren oder begünstigen können (Zahnlücken, Kippungen, Knochenangebot, etc.).

Der letzte Schritt ist die Gesamtprognose für die Person, einschließlich der Wahrscheinlichkeit des Fortschreitens oder Wiederauftretens der Erkrankung. Hier gilt es insbesondere, die Risikofaktoren Rauchen und Diabetes zu berücksichtigen.

Lesen Sie mehr von Dr. Reich, MSc [hier]

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ÖGP

"Spezialisierung in Parodontologie:
Welche Möglichkeiten gibt es in Österreich?"

Univ.-Prof.Dr. Hady Haririan, PhD, MS

Der internationale Trend zur Spezialisierung in einzelnen Fachgebieten der Zahnmedizin setzt sich nun – wenn auch langsam – in Österreich durch. Nach dem Fachzahnarzt für Kieferorthopädie drängt sich die Frage auf, wie man seinen Behandlungsfokus in den anderen Disziplinen nach außen hin transportieren kann, sprich eine Validierung seiner besonderen Interessen und Fertigkeiten erreicht.

Für die Parodontologie gibt es seit kurzem die Möglichkeit, ein schildfähiges Fortbildungsdiplom der ÖZÄK zu erwerben. Dieses erhält man, indem man ein „Curriculum Parodontologie“ absolviert (derzeit beispielsweise am ZAFI Wien, geplant sind pro futuro aber auch weitere Curricula in Wien (SFU), Graz und Innsbruck) und sich nach Abschluss desselben einer kommissionellen Prüfung unterzieht (auf dem jährlichen Zahnärztekongress oder der Jahrestagung der ÖGP). 

Lesen Sie mehr von Univ.-Prof.Dr. Haririan, PhD, MS [hier]

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Aktuelle Veranstaltungen der ÖGZMK



Lingualtechnik - unsichtbar und zuverlässig

23. März 2023, 18.30 Uhr

Ref.: Prof. DDr. Dirk Wiechmann

Da es sich um eine Hybrid-Veranstaltung handelt, kann bei der Anmeldung zwischen online oder in Präsenz gewählt werden:

ANMELDUNG
 



Gemeinschaftstagung der
ÖGZMK Steiermark und Graz-Zahn

15. April 2023, Graz
 



23. Kärntner Seensymposium

4.-6. Mai 2023, Pörtschach
 


12. Österr. Fachtagung
ARGE für Zahntrauma

Österr. Ges. für Endodontie
13. Mai 2023, Wien
 


Dentistry 4.0
International, Interdisciplinary Conference of Innovative Technologies

In Zusammenarbeit mit der ÖGED
2.-3. Juni 2023, Universitätsklinik Wien
 







55. Wachauer Frühjahrsymposium

8.-10. Juni 2023, Krems
 

 

27. Parodontologie Experten Tage paroknowledge 2023

22.-24. Juni 2023, Kitzbühel

 

17. Festspielgespräche
Sommerakademie

27.-30. Juli 2023, Bregenz


Anmeldeformular

SAVE THE DATE

Österreichischer Kongress für Zahnmedizin 2023


28.-30. September 2023, Salzburg 

Die ÖGZMK Salzburg freut sich, den Österreichischen Kongress für Zahnmedizin im Herbst in Salzburg ausrichten zu dürfen. Nähere Informationen zum interessanten Programm und zur Anmeldung finden Sie ab Mai auf der Homepage www.zahnmedizin2023.at.

Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme!

Wenn Sie weitere Informationen zum Kongress erhalten möchten, bitte um kurze Bestätigung per Email an office@oegzmksalzburg.at



Herbstsymposium
Schloss Seggau

20.-21. Oktober 2023, Schloss Seggau
 






SAVE THE DATE

  Herbstsymposium 2023

20.-21. Oktober 2023, St. Pölten

SAVE THE DATE

44. Bgld Herbsttagung

9.-11. November 2023
 


Alle Veranstaltungen der ÖGZMK finden Sie jederzeit unter


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