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Nach den vielen Jahren, die die ÖGZMK im Dienste der Zahnärzte tätig war, erscheint es geboten, dass der wissenschaftliche Dachverband der österreichischen Zahnärzteschaft, so wie andere Vereine auch, in gebührend respektvoller, aber auch ganz offener Weise zur Vergangenheit eindeutig Stellung bezieht, damit hier keine Bedenken aufkommen können.
Die ARGE Ethik als ein Ethikgremium der Österreichischen Zahnärzte positioniert sich ganz klar und eindeutig an der Seite der Jüdinnen und Juden und deren Institutionen, Vereinen und Vertretungen als Zeichen unserer Solidarität und des „Nie wieder“. Jüdinnen und Juden werden bedroht, sind Anfeindungen, Verunglimpfungen, Hass bis hin zu tätlichen Angriffen auch in Österreich ausgesetzt. Das kann keinesfalls toleriert werden. Es darf keine Milde gegenüber dem wiedererstarkenden Antisemitismus geben. Ein solcher Vorfall ist auch aus dem Bereich dar Ausbildung für zahnärztliche Assistentinnen zu vermelden. Er wurde sowohl vom Dienstgeber als auch von der Schulleitung bereits entsprechend geahndet und auch der Staatspolizei gemeldet, die den Vorfall sehr ernst nimmt und weiter untersuchen wird. Das ist nicht nur deshalb wichtig, weil die momentane Situation es erfordert. Als „Heimat unseres (gottlob ehemaligen) Führers“, der in verantwortungsloser Weise Millionen Menschen in den Tod gerissen hat, Millionen aus ihrer Heimat vertrieben und zu quälender Zwangsarbeit gezwungen hat, sehen wir uns hier in besonderer Verantwortung. Auch waren es gerade „Mediziner“ und da gar nicht wenige „Zahnärzte“, die ihre Machtstellung missbrauchten. Sie wurden nur in geringer Zahl zur Verantwortung gezogen, auch wenn sie nachweislich an NS Verbrechen beteiligt waren. Sie durften nach oft erstaunlich kurzen Strafen und in den westlichen Sektoren oft mehr als ungenauen Entnazifizierungsverfahren in freier Praxis die Patientenbehandlung oder noch schlimmer, an Universitäten und Fachgesellschaften Lehr- und Fortbildungstätigkeit weiterführen, ohne Einschränkungen. Ich darf hier auch an die vielen Kinder und Menschen mit Beeinträchtigungen erinnern, die im Schloss Hartheim bei Alkoven in der Nähe von Linz, aber auch am „Spiegelgrund“ in Wien misshandelt und getötet wurden. Genauso wenig dürfen die Konzentrationslager Mauthausen, Gusen und Ebensee jemals vergessen werden. Ich darf in diesem Zusammenhang an die „Four Principles of Bioethics““ von Beauchamp und Childress erinnern, die weltweit anerkannt sind und zur Leitlinie des ärztlichen Handelns weltweit wurden. Auch sie darf ich im Newsletter in Erinnerung rufen.
MR. Dr. Wilfried Wolkerstorfer, PM.ME Facharzt für Zahnheilkunde, Kustos des Linzer Museums für Geschichte der Zahnheilkunde Linz, Jänner 2024
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